Zu Gast im Hause des Soldatenkönigs.
Am 27. April trafen sich einige Hilfsdienstkräfte zu einer Geschichtskunde zum Anfassen. Während der ersten Stunden konnten die Räumlichkeiten der integrierten Gaststätte, mit ihren uralten Gemäuern in Augenschein genommen werden, was schon den Beginn der Besichtigung anmutete. Im Obergeschoß des Kavalierhauses befinden sich zwei wunderschöne barocke Festsäle. Eine Hilfsdienstkraft konnte über den einstigen Besitzer des Schlosses, Friedrich Wilhelm I., bereits erste Eindrücke vermittelt. Die Rede ist vom Schloß Königs-Wusterhausen.
Dieses mehrfach umgebaute Schloß gehörte einst König Friedrich Wilhelm I., dem Vater Friedrich des Großen und wurde fast 30 Jahre lang jedes Jahr als Jagdschloß genutzt. Aus diesem Grund wurde der Name der Ortschaft in ‚des Königs‘ Wusterhausen geändert.
Heute sehen wir das Schloß restauriert in barocker, ländlicher Schlichtheit, wie es wohl zu Lebenszeit des Königs eingerichtet gewesen sein mag. Hier wurden auch Regierungsgeschäfte getätigt sowie die Ausbildung der „Langen Kerls“, der Gardesoldaten des Königs, betrieben.
Die sehr freundliche Führerin wußte viele interessante Details zu erzählen, von der französischen Jagdmethode der Parforce, die Familiengeschichten und der Heiratspolitik die Töchter betreffend. Eine der Töchter, Prinzessin Wilhelmine, wurde an den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth verheiratet, welches Dank ihrer Liebe zur Kunst und Musik zu einem kulturellen Zentrum erwuchs. Besonders hervorgehoben wurde auch der Werdegang des Königs.
Aufgewachsen war er im Glanz der Hofkultur seiner Eltern (König Friedrich I. und Sophie Charlotte zu Braunschweig-Lüneburg), welche mit der Mode und Hofkultur des französischen König Ludwig XIV. mithalten wollten, was viel Geld kostete. Schon als Kind zeigte er eine Abneigung dagegen und begann, buchhalterische Notizen zu machen. Nachdem Friedrich Wilhelm selbst König wurde, entließ er ¾ seines Hofstaates und kürzte drastisch die Ausgaben. Ebenso wurde die Anzahl der Gänge vom Menü von Zwölf auf drei gekürzt, Hermelinmantel und andere wertvolle Dinge verkauft. Das so erwirtschaftete Geld wurde in den Aufbau einer Armee gesteckt sowie in eine straffe Verwaltung auf allen Ebenen; Aufbau des durch die Pest entvölkerte Ostpreußen und 1717 in die Einführung der Schulpflicht. Er gründete 1727 das Berliner Bürgerhospital und nannte es Charité. Friedrich Wilhelm führte Preußen so aus der Armut und machte es zu dem starken Staat, den wir kennen.
Mit vielen seiner Neuerungen war Friedrich Wilhelm seiner Zeit weit voraus. Auch Zar Peter der Große, mit dem er so gut befreundet war, daß sehr wertvolle Geschenke ausgetauscht wurden, führte ähnliche Reformen durch.
Als Zeichen seiner Wertschätzung brachte Zar Peter dem König bei einem Besuch 150 besonders große Männer mit, die künftig als Gardesoldaten, als die sogenannten „Lange Kerls“, dienen sollten. Friedrich Wilhelm war darüber so erfreut, daß er dem Zaren, das heute immer noch verschollene Bernsteinzimmer abtragen und in Rußland wieder aufbauen ließ.
Ein weiteres berühmtes Geschenk ist eine Rothirschtrophäe eines 66-Enders, welche nach Moritzburg ging und noch heute dort zu sehen ist. Der Hirsch wurde in Königs Wusterhausen erlegt.
Daneben wurde die Gruppe der Kameraden in das berühmte Tabakkollegium geführt, ein Raum, in dem der König regelmäßig mit seinen Offizieren zusammenkam, um mit diesen auf gleicher Augenhöhe (er trug selbst, stets nur eine schlichte Offiziersuniform) über Regierungsangelegenheiten zu beraten. Erwähnenswert sei, daß das Schloß von Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Wilhelm II. erneut als Jagdschloß genutzt wurde.
Zu schnell ging diese schöne Führung zu Ende. Mit einer begeisterten Erläuterung zum Abschluß des Rundgangs gab es noch eine Anekdote mit auf dem Weg.
Dieser besonders schöne und denkwürdige Tag war einmal mehr eine Bereicherung für jeden einzelnen Teilnehmer – erfüllt von großer Begeisterung aller Anwesenden. Wir denken den Angestellten des Schlosses für diesen Eindrucksvollen Informationen und können jedem diese Schloßbegehung mit ausführlicher Erzählung und Führung nur weiterempfehlen.